
Margarethe von Brandenburg
Herzogin von Bayern, Hohenzollerin, Mutter, Strategin
Margarethe von Brandenburg, Herzogin von Bayern
* c.1413 (Cadolzburg bei Nürnberg), † 1465 (Landshut)
Margarethe von Brandenburg wird als Tochter des Burggrafen von Nürnberg geboren, der bald darauf die Kurwürde erhält. Ihr Elternhaus steigt damit in den Hochadel auf, Margarethe ist zarte zwei (oder fünf) Jahre alt. Ihr Vater ist nun Friedrich I. Kurfürst von Brandenburg. Wie zu Margarethes Zeit üblich, wurde sie verlobt und verheiratet, um strategische Allianzen zu bilden. Es ist eine wichtige Phase in ihrer Familie!
In Margarethes Fall wird sie einmal verlobt (ohne Heirat, denn der Verlobte verstirbt), einmal verheiratet (ohne Ehevollzug, denn der Ehemann verstirbt), dann wieder verheiratet … und ist nach vier Jahren schon wieder Witwe. Was Margarethe zu all dem sagte, wissen wir leider nicht. Für uns bleibt dieser Eindruck: Die Frau als strategische Spielfigur, nicht als Mensch. Margarethe jedoch nimmt ihr Schicksal selbst in die Hand und entschließt sich schließlich selbst zur Heirat – diesmal aus Liebe – und verschafft sich dazu alle finanziellen Mittel, in Würde und unabhängig zu leben.
In diesem Portrait zeige ich eine starke Frau, die hoch erhobenen Hauptes eine Rolle einnimmt. Hinter ihr steht ein Berg aus Goldmünzen (dem Schatz, den sie aus dem Verkauf ihres Schwiegervaters erhielt), auf dem eine idealisierte Burganlage all die Liegenschaften repräsentiert, die sie sich zusätzlich aus der Auslieferung des Schwiegervaters sicherte: Rain, Schrobenhausen, Neuburg (a.d.Donau), Isareck und Aichach. Zu ihren Füßen ihre vier Töchter: Die erste Tochter Katharina aus der 2. Ehe mit Ludwig, die zweite und dritte Tochter (im grünen Gewand) aus der 3. Ehe mit Martin und die vierte Tochter, ebenfalls aus der 3. Ehe mit Martin, als Nonne. Nachwuchs war ein Zeichen von Wirksamkeit und Leistung. Margarethe sorgte für ihre Töchter aus – sicherte Katharina und Dorothea Ehemänner und im Fall von Affra einen sicheren Platz im Kloster.
Versteckte Botschaften
Die Vignette links von ihr ahmt die Handschrift aus ihren Briefen (die sehr wahrscheinlich von Sekretären geschrieben wurden) nach und enthält einen Text, der verrät, dass dieses Portrait nicht historisch ist: "POV: Wir, Margreth von gotes genaden pfaltzgrafin bey Rein Herzogin In Bayrn vnd Grafin zu Graispach u(nd) witib, wenn wir gefragt werden, wo denn unser Mann ist." Diese ironische Anspielung auf einen Satz, den Frauen in handelnden Rollen gern heute noch entgegengebracht wird – auch in der Variante: "Wo ist denn Ihr Chef?" – bringt auf den Punkt, wie sich Margarethe oft konfrontiert gesehen haben muss: Nicht ihr Wille, sondern der des Ehemanns galt – doch wollte sich offensichtlich nicht auf die Rolle der "folgsamen" Ehefrau reduzieren lassen. Ihre Vita legt das nahe.
Margarethe kehrte mit ihrem Verhalten so manche Vorstellung einer weiblichen Rolle am Hofe um. Sie entschied über eine Heirat (mit einem Mann unter Standes). Sie sorgte für diesen Mann und die aus der Ehe geborenen Töchter vor. Ihr Mann verfügt nach ihrem Tod über einen "Witwersitz", vollkommen ungewöhnlich für damalige Verhältnisse.
Diese Umkehr zeige ich mit gewisser Ironie, indem ich ein historisches Stifterbild von ca. 1470/80 aufgreife und die Rollen verkehre: links nimmt Margarethe die entscheidende, zentrale Rolle in goldbestickten Gewand mit dunkler Fellschaube mit Hermelin-Besatz ein. Ihre Besitztümer sind deutlich sichtbar. Auf der rechten Tafel reihen sich ihre drei Ehemänner auf, mit individuellen Gesichtszügen aber ohne Hinweise auf Macht und Funktion. Die beiden Herzöge (in der Mitte und rechts) tragen keine Herzogshauben und keine Waffen. Sie bartlos, wie Jünglinge, zart und zugewandt. Martin (links) trägt den Schwanenorden, den er wirklich trug, als Zeichen der tiefen Verbundenheit zu Margarethes Familie. Ludwig hält einen Paternoster, als Zeichen seiner Gläubigkeit. Die Wappen zu ihren Füßen sind die jeweiligen Familienwappen.
Biographie
Verlobt, verheiratet, verwitwet, verheiratet, verwitwet, verheiratet
Zum Zeitpunkt ihrer Geburt war Margarethe noch keine Prinzessin, denn die Kurwürde wird ihrem Vater, dem Burggrafen von Nürnberg, erst 1415 verliehen. Ihr Vater hat Bestrebungen, die Familie in den Hochadel zu hieven und so spielen strategisch gewählte Ehepartner eine große Rolle. Im Jahr ihrer Geburt wird sie also mit dem vielversprechenden pommerschen Prinzen Wartislaw verlobt, der jedoch schon bald darauf verstirbt (um 1414/1415). 1423 wird sie dann verheiratet mit Herzog Albrecht V. zu Mecklenburg-Schwerin. Ihre Eltern, Friedrich I. von Brandenburg und Elisabeth von Bayern, regieren in dieser Zeit in Brandenburg. Unglücklicherweise stirbt Margarethes Gemahl, noch bevor das Paar zusammenleben konnte. Die Ehe ist damit nicht vollzogen und es entbrennt ein Streit darüber, welche Leibrente ihr als Witwe nun zusteht. Bedenke: Margarethe ist zu diesem Zeitpunkt 10 Jahre alt (vielleicht auch 13 Jahre; ihr genaues Geburtsjahr ist 1410 oder 1413, die Quellen sind nicht eindeutig).
Fast 20 Jahre im unklaren
Es vergehen viele Jahre, in denen Margarethes Schicksal unklar ist. 1431 bekundet ein gewisser Herzog Ludwig VIII. von Bayern-Ingolstadt Interesse an ihr. Er hatte im Bayerischen Krieg 1420-1422 gegen ihren Vater Gebiete verloren und erhofft sich über eine Ehe mit Margarethe einen Rückgewinn dieser Gebiete. Aber es dauert noch Jahre, bis die beiden verlobt werden (1438) und dann vergehen weitere Jahre, bis Margarethe und Ludwig, genannt "der Höckrige" oder "der Bucklige", heiraten: 1441. Margarethe ist schon 28 (oder 31) Jahre alt. So viele Jahre des Wartens und der Unklarheit! Was Margarethe zu dieser Ehe dazu erhält: internen Familienstreit. Ihr Schwiegervater will seinen Sohn – ihren Ehemann – nicht als Erben einsetzen sondern das Kind aus einer anderen Beziehung. Margarethe hält zu ihrem Mann und beide sorgen dafür, dass der Schwiegervater schließlich gefangen genommen werden kann. Gemeinsam bauen sie eine Regentschaft, Margarethe erweist sich als wahrlich würdige Regentin.
Schwiegervater verkaufen, dem Herz folgen
Dann stirbt Ludwig nach nur vier Jahren Ehe (1445) – und hinterlässt eine Margarethe, die über einen faktisch "wertvollen" Schwiegervater im Verlies verfügt und offenbar ab jetzt keine weiteren Arrangements ihrer Familie über sich ergehen lassen will. Und offensichtlich auch nicht bereit ist, ab jetzt das Leben einer Witwe, ausgesorgt aber gesellschaftlich unsichtbar, zu führen. Sie "verkauft" ihren Schwiegervater – liefert ihn an den Herzog von Landshut gegen eine bedeutende Geldsumme und diverse Besitztümer aus – und heiratet dann heimlich und vollkommen eigenmächtig ihren Hofmeister, mit dem sie drei Töchter haben wird. Für alle sorgt sie vor: ihr Mann wird auf einem eigenen "Witwersitz" seinen Lebensabend verbringen können und ihre Töchter sichert sie mit Geld, Ehemännern und im Fall der jüngsten Tochter mit einem Platz im Kloster ab. Damit ihre Töchter nicht um ihre Geldsummen gebracht werden können, hinterlegt sie die Summe in der freien Stadt Augsburg. So etwas war im 15. Jahrhundert schon möglich!
Eine Frau, die sich über Erwartungen hinwegsetzt
So betrachtet erscheint uns Margarethe als eine Frau, die einerseits familiäre Bedingungen akzeptiert und andererseits zeigt, dass die Geduld endlich ist. Auch sie will ihr Schicksal gestalten. Sie entscheidet, übernimmt Verantwortung, handelt vorausschauend. Das gefiel nicht allen zu ihren Lebzeiten. Sie wird als hässlich und massig bezeichnet. Wie viel ist davon objektiv wahr und wie viel üble Nachrede, weil ihr Verhalten nicht den Vorstellungen entsprach? Ihre dritte Ehe mit einem Mann unter Standes führt zum Bruch mit ihren Eltern. Sie taucht in keiner Korrespondenz mehr auf – ausgeschlossen von der eigenen Herkunftsfamilie. Ihr Mann, nachdem sie 1465 stirbt, wird mit ihrem Bruder Albrecht Achilles, der inzwischen Kurfürst von Brandenburg ist, versöhnt. Sein Name ist nach 1465 wieder in den Aufzeichnungen zu finden.
Historisches Bild- und Textmaterial
Von Margarethe gibt es (bisher) nur sehr wenig erhaltenes Material
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