
Harriet Taylor Mill
Harriet Taylor Mill · Philosophin
Harriet Taylor Mill
* 1807 London (England), † 1858 Avignon (Frankreich)
Harriet Taylor Mill war eine wegweisende Denkerin des 19. Jahrhunderts, deren Einfluss lange Zeit ausschließlich ihrem Ehemann John Stuart Mill zugeschrieben wurde – obwohl dieser selbst deutlich auf ihre gemeinsame Arbeit hinwies. Als brillante Philosophin verfasste sie bahnbrechende Essays über Frauenrechte, Ehereform und häusliche Gewalt. In ihrem Essay "The Enfranchisement of Women" (1851) forderte sie für ihre Zeit radikale Veränderungen: gleiche Bildung, berufliche Chancen und das Wahlrecht für Frauen.
In ihrer 20-jährigen intellektuellen Partnerschaft mit J.S. Mill prägte sie maßgeblich Werke wie "Über die Freiheit" und "Die Unterwerfung der Frauen" mit, wurde aber als Co-Autorin zu ihren Lebzeiten weitgehend ignoriert. Forschung am Karlsruhe Institute of Technology (KIT) von 2022 bewies mit Hilfe von künstlicher Intelligenz, dass große Teile von "Über die Freiheit" von ihr verfasst worden sein müssen.

«Harriet kann selbstbewusst nach vorn schauen. Die Entdeckung ihres bedeutsamen Anteils an "Über die Freiheit" mit Hilfe von künstlicher Intelligenz lässt mich hoffen, dass noch mehr Leistungen von Frauen posthum erkannt und öffentlich gemacht werden.»
– Roxana Panetta über das Portrait
Biographie
Eine Intellektuelle mit offenem Geist
Harriet Taylor Mill entwickelte sich trotz der massiven Beschränkungen der Frauenbildung im frühen 19. Jahrhundert zu einer bedeutenden Intellektuellen. Als Autodidaktin organisierte sie philosophische Diskussionsrunden in ihrem Haus, die führende Denker ihrer Zeit anzogen. Nach dem Tod ihres ersten Ehemanns, der Harriet zufolge eine zu enge Weltsicht hatte, heiratete sie John Stuart Mill – nach bereits 20 Jahre lang bestehender geistiger Partnerschaft. Ihre Ehe begründete eine der wichtigsten philosophischen Kollaborationen der Geschichte – auch wenn ihr Anteil daran erst ein Jahrhundert später anerkannt wurde.
Revolutionäre Ideen zu Geschlecht und Gesellschaft
Taylor Mills Schriften stellten die Grundfesten der viktorianischen Gesellschaft in Frage. Ihr Essay "The Enfranchisement of Women" war revolutionär: Er forderte nicht nur das Wahlrecht für Frauen, sondern vollständige Gleichberechtigung in Bildung, Beruf und Ehe. Sie argumentierte, dass häusliche Gewalt und die wirtschaftliche Abhängigkeit der Frauen zusammenhängende gesellschaftliche Probleme seien, die eine systematische Reform erforderten. Anders als viele Zeitgenossen, die Frauenrechte moralisch begründeten, entwickelte Taylor Mill radikale ökonomische und politische Argumente für die Gleichstellung der Geschlechter.
Ein wiederentdecktes Vermächtnis
Obwohl J.S. Mill ihre entscheidende Rolle in seinen Werken offen anerkannte und sie als Co-Autorin vieler seiner wichtigsten Schriften bezeichnete, wurde ihr Einfluss von der viktorianischen Gesellschaft weitgehend ignoriert. Nach ihrem Tod wurden selbst die Würdigungen ihres Mannes oft als bloße Ehrerbietung statt als Anerkennung ihrer intellektuellen Partnerschaft interpretiert. Viele ihrer gemeinsam entwickelten Ideen zu Freiheit, Frauenrechten und sozialer Reform erschienen unter seinem Namen. Die moderne Forschung hat begonnen, das Ausmaß ihres Einflusses auf Standardwerke wie "Über die Freiheit" und "Prinzipien der politischen Ökonomie" aufzudecken. Ihre eigenständigen Schriften zu Frauenemanzipation, häuslicher Gewalt und Ehereform werden heute als bahnbrechende Beiträge zur feministischen Philosophie und politischen Theorie anerkannt.
Für das Portrait verwendetes Bildmaterial
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Ausschnitt aus dem zeitgenössisches Portraitfoto (1869) von Helen Taylor, der Tochter von Harriet Taylor Mill, und ihrem Stiefvater John Stuart Mill
Von Harriet Taylor Mill gibt es kein zeitgenössisches Foto. Das Portrait basiert auf einem Foto, das ihre Tochter (aus 1. Ehe) - Helen Taylor - zeigt. Helen Taylor war Feministin und ebenfalls am Werk "Über die Freiheit" beteiligt. Ihr Vater John Stuart Mill bezeichnete sich in Briefen seinerseits als „Sekretär“ seiner Stieftochter und seiner Ehefrau Harriet Taylor, der Mutter Helens, die Helen in die Ehe mit Mill mitbrachte.