
Emmy Noether
Mathematikerin
Amalie Emmy Noether
* 23. März 1882 (Erlangen), † 14. April 1935 (Bryn Mawr, Pennsylvania, USA)
Dr. Emmy Noether kann zweifelsohne als das größte deutsche mathematische Genie beschrieben werden. Dem frauenfeindlichen Universitätsbetrieb trotzend forscht und unterrichtet die von Mathematikern der Zeit hochgeschätzte Emmy Noether erst in Erlangen und dann in Göttingen, wo sie die entscheidende Theorie entwickelt, die die Einsteinsche Relativitätstheorie mathematisch erfasst ("Invarianten-Theorie" und "Noether-Theoreme").
1933 emigriert sie infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten in die USA, nach Bryn Mawr (ein Mädchen-College) – und nicht wie zu erwarten nach Princeton, wohin andere Wissenschaftler wie Albert Einstein gerufen wurden. Zu dieser Zeit durften Frauen noch nicht in Princeton unterrichten. 1935 stirbt sie überraschend nach einer Operation.
Zum Portrait
Emmy Noether zwischen zwei Äras
Von Emmy Noether gibt es einige Fotos: strenge Portrait-Aufnahmen aus ihren jungen Jahren und Aufnahmen von Zusammenkünften im universitären Umfeld. Es fällt auf, dass Emmy Noether meist fröhlich lächelt und uns ihren offenen Geist vermittelt. Aus den vorhandenen Fotos habe ich ein Foto von ihr mit dem Mathematikkollegen van der Waerden aus dem Jahr 1929 für dieses Gemälde ausgewählt.
Die Stilistik der Neuen Sachlichkeit aufgreifend zeige ich Emmy Noether zwischen Kaiserreich und Moderne: links im Hintergrund ein Haus aus der Gründerzeit, rechts im Hintergrund die sachlich-reduzierte Architektur der 1920er Jahre. Sie steht dazwischen – ihre ganze Karriere und Anerkennung als Mathematikerin drohte von geltenden, rigiden Vorschriften (Habilitationsverbot für Frauen in Preußen) und der allgemein vorherrschenden Frauenfeindlichkeit zerrieben zu werden. Doch Emmy Noether steht wie Fels unerschütterlich zwischen diesen politischen Welten und verfolgt fröhlichen Gemüts ihre Liebe zur Mathematik.
Historisches Material
Fotos von Emmy Noether und beispielhafte Briefe rund um ihr Können als Mathematikerin
(für Vergrößerung und Bildunterschrift auf das Bild klicken)
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Emmy Noether mit Mathematikkollege van der Waerden, 1929
Für Emmy Noethers Portraitgemälde habe ich dieses Foto ausgewählt. Es zeigt eine selbstbewusste, fröhliche Emmy Noether. Die detaillierten Gesichtszüge sind hier kaum zu erkennen; hierfür habe ich das - vermutlich letzte - Portrait aus Bryn Mawr von ~1934 herangezogen. -
Emmy Noether auf dem Weg zur Jahrestagung der DMV in Königsberg (Schiffsverbindung Danzig-Königsberg), September 1930 (Foto: Helmut Hasse)
Dieses Foto mochte Emmy Noether von sich am meisten. Sie bat in einem Schreiben an Hasse um das Negativ, um einen neuerlichen Abzug machen zu können, den sie dem Bryn Mawr College zur Verfügung stellen wollte. In der Tat hing dieses Foto für viele Jahre am College. -
Emmy Noether auf dem Weg, die Einstein-Hilbertsche-Theorie zu lösen
Emmy Noether an Prof. Klein (23.02.1918): "Sehr verehrter Herr Geheimrat! Ich danke Ihnen sehr für die Übersendung Ihrer Note und Ihren heutigen Brief, und bin auf Ihre zweite Note sehr gespannt; die Noten werden zum Verständnis der Einstein-Hilbertschen-Theorie sicher sehr beitragen. Ich hatte gerade vor, Ihnen über die Energie-Sätze und Ihr Desideratum zu schreiben. Ihr Ansatz, den ich natürlich zuerst auch machte und der wohl auch den inneren Grund für die Nichtexistenz von Energie-Sätzen darstellt, führt leider nicht zum Ziel. [Es folgen mathematische Ableitungen, der Brief endet wie folgt] Ich will das jetzt ausarbeiten; ganz schnell geht das aber nicht! Mit besten Grüßen, auch von meinem Vater. Ihre sehr ergebene Emmy Noether Ich sollte Sie daran erinnern, daß mein Vater Dienstag in 8 Tagen, den 5. März, sein fünfzigjähriges Doktorjubiläum begeht." -
Auszug aus einem Brief von Albert Einstein an Prof. Klein (24.05.1918)
Einstein schreibt an Prof. Klein: "Gestern erhielt ich von Frl. Noether eine sehr interessante Arbeit über Invariantenbildung. Es imponiert mir, dass man diese Dinge von so allgemeinem Standpunkt übersehen kann. Es hätte den Göttinger Feldgrauen nichts geschadet, wenn sie zu Frl. Noether in die Schule geschickt worden wären. Sie scheint ihr Handwerk zu verstehen." -
Albert Einstein bringt 1918 das Thema "Habilitation" von Emmy Noether wieder ins Rollen
Einstein an Klein (27.12.1918): Auszug "(...) Was mich heute zum Schreiben veranlasst, ist etwas anderes: Beim Empfang der neuen Arbeit von Frl. Noether empfand ich es wieder als grosse Ungerechtigkeit, dass man ihr die venia legendi [Lehrberechtigung als Professorin] vorenthält. Ich wäre sehr dafür, dass wir beim Ministerium einen energischen Schritt unternähmen. Halten Sie dies aber nicht für möglich, so werde ich mir allein Mühe geben. Leider muss ich für einen Monat verreisen. Ich bitte Sie aber sehr, mir kurz Nachricht zu geben bis zu meiner Rückkehr. Wenn vorher etwas gemacht werden sollte, so bitte ich Sie über meine Unterschrift zu verfügen."
Biographie
Unbeirrbar, optimistisch, an der Sache orientiert: Emmy Noether trotzt den frauenfeindlichen Umständen an der Universität. Ihre Forschungstätigkeit zur Algebra ist bahnbrechend und prägt das internationale Forschungsinteresse
Amalie Emmy Noether ist das erste von vier Kindern jüdischer Eltern, geboren am 23. März 1882 in Erlangen. Ihr Vater, Dr. Max Noether, ist Professor für Mathematik an der Universität, ihre Mutter ist Ida Noether, geb. Kaufmann.
Studium und Abitur: um 1900 noch reine Männersache
Der Weg an die Universität ist zu dieser Zeit für Frauen noch verschlossen. Sogar das Abitur steht Frauen nicht ohne weiteres offen, da es keine Mädchen-Gymnasien gibt. Emmy Noether besucht also zunächst von 1889 bis 1897 die Städtische Höhere Töchter-Schule in Erlangen, um 1900 schließlich (nach privater Vorbereitung) die Staatsprüfung für Lehrerinnen der französischen und englischen Sprache erfolgreich abzulegen. Doch für Emmy ist das noch nicht das Ziel ihrer Studien.
Zeitgenossinnen von Emmy Noether hatten durchgesetzt, dass Frauen immerhin als Gasthörerinnen an den deutschen Universitäten Vorlesungen besuchen dürfen (mit Erlaubnis des jeweiligen Dozenten). Von 1900 bis 1902 besucht Emmy Noether in Erlangen Vorlesungen in Mathematik, Romanistik und Geschichte. Zugleich bereitet sie sich – wieder privat – auf das Abitur vor. Am 14. Juli 1903 legt sie als Privatstudierende das Abitur am Königlichen Realgymnasium in Nürnberg ab.
Erlanger Zeit: Endlich Mathematikstudium
Ab Herbst 1903 dürfen sich in Bayern auch Frauen mit Abitur an der Universität einschreiben. Interessanterweise geht Emmy Noether jedoch nach Göttingen (damals Preußen), um dort als Gasthörerin in Mathematik zu studieren. Ihre akademischen Lehrer sind zu dieser Zeit unter anderem Felix Klein und David Hilbert, die sie später als Professorin für die Uni gewinnen werden. In dieser Zeit erkrankt sie und kehrt nach Erlangen zurück, wo sie sich zum Wintersemester 1904 für Mathematik immatrikuliert. Nach vier Jahren Studium schließt sie ihr Studium in Erlangen 1907 mit einer Promotion zum Dr. phil. summa cum laude ab. Das Thema ihrer Dissertation kommt aus der Invariantentheorie (unter der Führung von Paul Gordan) und trägt noch nicht ihre typische Handschrift. Sie selbst wird später ihre Dissertation "Rechnerei", "Formelgestrüpp" und sogar "Mist" nennen.
Dozentin ohne Status in Erlangen
Dr. Emmy Noether bleibt in Erlangen an der Uni. Von 1907 bis 1915 arbeitet sie wissenschaftlich, unterstützt ihren kranken Vater und die beiden Nachfolger Paul Gordans bei deren Lehrtätigkeit – allerdings ohne Anstellung oder Vertrag, d.h. gänzlich ohne Bezahlung.
Obwohl sie keinerlei offiziellen Status hat, bewegt sich Emmy Noether selbstverständlich in den Kreisen der mathematischen Wissenschaft: Sie wird Mitglied in verschiedenen Mathematiker-Vereinigungen, hält 1909 in Salzburg als erste Frau einen Vortrag, der ihr mathematisches Können beweist. Sie beschäftigt sich intensiv mit abstrakter Algebra und wird zur Spezialistin für die Invarianten-Theorie, nachdem eine Zusammenarbeit mit Ernst Fischer zur abstrakten Algebra gebracht hatte. Um 1913 intensiviert sie ihren Kontakt mit Felix Klein und David Hilbert, reist für einen längeren Besuch nach Göttingen. Die beiden Göttinger Mathematiker befassen sich zu dieser Zeit mit Einsteins Relativitätstheorie, die aus einer mathematischen Perspektive ein ungelöstes Problem mitbringt.
1915: Rückkehr nach Göttingen
Emmy Noethers Networking in der Mathematiker-Szene ihrer Zeit zahlt sich aus: Sie erhält 1915 eine Einladung, am Mathematischen Institut in Göttingen zu arbeiten. Hilbert und Klein forschen über Invarianten von Differentialformen. Die Zusammenarbeit gestaltet sich so positiv, dass Emmy Noether bleibt.
Der steinige Weg zur Professur
Auf Anregung von Klein und Hilbert stellt Emmy Noether am 20. Juli 1915 einen Antrag auf Habilitation. Bis zu diesem Zeitpunkt war in ganz Deutschland noch keine Frau habilitiert worden; in Preußen gilt zudem eine Habilitationsordnung, die ausdrücklich nur Männer zur Habilitation zulässt. Nach heftigen Kontroversen in der Fakultät wird beim zuständigen Ministerium ein Antrag auf "Dispens" (Aussetzen) der geltenden Regelung für den einzigartigen Fall von Emmy Noether gestellt. Emmy Noether soll also als Ausnahmeerscheinung trotz ihrer Eigenschaft als Frau zur Habilitation zugelassen werden. Während die Frage nach der Ausnahme für die Habilitation noch offen ist, ist es David Hilberts Engagement zu verdanken, dass Emmy Noether ab Winter 1916 eine Assistenzstelle bei ihm übernehmen durfte – ein recht fauler Kompromiss, aber für sie der einzige Weg, überhaupt Vorlesungen halten zu dürfen. Im Herbst 1916 hält Emmy Noether also ihre erste Vorlesung. Die Ankündigung im Vorlesungsverzeichnis lautet: "Invariantentheorie: Prof. Hilbert mit Unterstützung von Frl. Dr. Nöther, Montag 4-6 gratis".
Ein weiterer Versuch der Habilitation scheitert
Eineinhalb Jahre später – eine Antwort des Kultusministeriums steht noch aus – unternimmt die Mathematisch-naturwissenschaftliche Abteilung einen erneuten Anlauf für Noethers Habilitationsgesuch. Anlass ist die Aufforderung der Universität Frankfurt an Emmy Noether, sich zu habilitieren. In Göttingen fürchtet man darum, dass sie die Universität wechseln könnte. Das preußische Unterrichtsministerium antwortet geradezu spöttisch mit den Worten "Für die Universität Frankfurt gelten genau dieselben Bestimmungen wie für die anderen Universitäten hinsichtlich der Zulassung von Damen zum Lehrberuf; d.h.: sie werden nicht zur Privatdozentur zugelassen. (…) Ihre Befürchtung also, Fräulein Noether würde nach Frankfurt gehen, um dort die venia legendi zu erlangen, ist unbegründet, sie wird dort ebensowenig zugelassen, wie in Göttingen oder an einer anderen Universität."
Auch ohne Habilitation bleibt Emmy Noether in Göttingen – als Assistenz von Prof. Hilbert. Sie hält Vorträge über algebraische Themen, abstrakte Mengentheorie und Differential- und Integralgleichungen. Ihre Beiträge zur Mathematik sind von großer Bedeutung. Auch mit Albert Einstein steht Emmy Noether im Austausch.
Albert Einstein schreibt am 24.5.1918 in einem Brief an David Hilbert:
"Gestern erhielt ich von Frl. Noether eine sehr interessante Arbeit über Invariantenbildung. Es imponiert mir, dass man diese Dinge von so allgemeinem Standpunkt übersehen kann. Es hätte den Göttinger Feldgrauen nichts geschadet, wenn sie zu Frl. Noether in die Schule geschickt worden wären. Sie scheint ihr Handwerk zu verstehen." (zitiert nach Tollmien, S.193)
1919 endlich die Wende: Zulassung zur Habilitation und damit Beginn von Emmy Noethers Dozentenlaufbahn
Bemerkenswerterweise kam der Anstoß, noch ein weiteres Mal einen Habilitationsantrag für Emmy Noether zu stellen, von Albert Einstein, der sie durch ihre Zusammenarbeit mit Hilbert und Klein an Fragen der Gravitations- und Relativitätstheorie kennen- und schätzen gelernt hatte.
Bereits Jahre zuvor, am 27.12.1918, schrieb Einstein an Klein:
"Beim Empfang der neuen Arbeit von Frl. Noether empfand ich es wieder als grosse Ungerechtigkeit, dass man ihr die venia legendi [Lehrbefugnis] vorenthält. Ich wäre sehr dafür, dass wir beim Ministerium einen energischen Schritt unternähmen. Halten Sie dies aber nicht für möglich, so werde ich mir allein Mühe geben." (zitiert nach Tollmien, S.181)
Die Göttinger Mathematiker schreiben 1919 an das Ministerium:
"Fräulein Noether hat in der Zeit ihres Hierseins die von uns auf ihre Wirksamkeit gesetzten Hoffnungen nicht nur erfüllt, sondern übertroffen. Sie steht durch eine Reihe rasch erschienener Arbeiten, die wir in der Beilage überreichen, jetzt zweifellos mit in erster Reihe der wissenschaftlich produzierenden Mathematiker und hat durch Unterricht und persönliche Bezugnahme auf den ganzen Kreis der in Göttingen vorhandenen Fachvertreter einen überaus wertvollen fördernden Einfluss gewonnen." (zitiert nach Tollmien, S.184)
Das zuständige Ministerium erlaubt 1919 dann auch die Durchführung des Habilitationsverfahrens von Emmy Noether. Die veränderten politischen Verhältnisse haben die Rechte der Frauen erweitert, zum Beispiel das Wahlrecht. Emmy Noether reicht die Arbeit "Invariante Variationsprobleme" als Habilitationsschrift ein. In dieser Arbeit befinden sich die nach ihr benannten Sätze, in denen ein Zusammenhang hergestellt wird zwischen Symmetrien und Erhaltungssätzen (Invarianten). Diese Arbeit hat sie bei den Physikern bekannt gemacht. Im Sommer 1919, am 4. Juni, wird Emmy Noether die Lehrbefugnis (venia legendi) erteilt.
Erst zum Herbstsemester 1919, nachdem Emmy schon fast fünf Jahre in Göttingen an Universität als Assistenz von Prof. Hilbert die Studenten in Mathematik unterrichtet, wird zum ersten Mal eine Vorlesung unter ihrem Namen angekündigt: "Analytische Geometrie, Dr. Emmy Noether, Mittwoch und Sonnabend, 11-1 Uhr, privatim".
1922 beginnt ihr eigener mathematischer Weg
Emmy Noethers Habilitation ist noch keine Professur, sondern lediglich die offizielle Zulassung zur Privatdozentin an der Universtität. Im Jahr 1922 wird ihr dann der Titel "außerordentlicher Professor" verliehen. Diesen Titel erhält sie, nachdem wieder nur lobende Worte in den Anträgen über sie zu lesen sind.
Aus dem Antrag zu ihrer Ernennung zur a.o. Professorin von 1922: "Ihr wissenschaftliches Ansehen ist unbestritten, und es liegt an nichts weniger als an wissenschaftlichen Rücksichten, wenn sie bisher in ihrer äusseren akademischen Laufbahn nicht vorwärts gekommen ist. Für unseren wissenschaftlichen Betrieb ist sie eine kaum entbehrliche Mitarbeiterin. Weniger geeignet zum Unterrichte eines grösseren Hörerkreises in elementaren Disziplinen übt sie auf die begabten Studenten eine starke wissenschaftliche Anziehungskraft aus und hat viele von ihnen wesentlich gefördert, darunter auch solche, die inzwischen Ordinariate erreicht haben." (zitiert nach Tollmien, S.185)
Und dennoch: dieser Titel ist ohne Mittel, das heißt ohne Bezahlung. Ein Tiger ohne Zähne. In der Zwischenzeit gibt es schon Schüler Noethers, die wiederum in bezahlten Lehraufträgen beschäftigt sind. Emmy Noether wird auch nicht zum Mitglied der Göttinger Gesellschaft der Wissenschaften gewählt, obwohl sie bereits internationale Anerkennung genießt.
Es dauert wieder ein weiteres Jahr, bis Emmy Noether neben Zulassung und Titel auch einen Lehrauftrag erhält. Dieser Lehrauftrag von 1923 bedeutet auch erstmalig eine Vergütung. Bis jetzt hatte Emmy Noether keinerlei Einkünfte für ihre wissenschaftliche Tätigkeit erhalten. Sie ist jetzt 41 Jahre alt. Bisher war sie von ihren Eltern und Verwandten unterstützt worden und lebte sehr bescheiden. Nach dem Tod ihres Vaters (1921) geriet sie in eine bedrückende wirtschaftliche Notlage. Eine unvorstellbare Situation, denn in all den Jahren in Göttingen entwickelte Emmy Noether zentrale Theorien, mit denen sie in internationalen Kreisen Aufsehen und Anerkennung erntete. Die 1920er Jahre in Göttingen werden ihre entscheidende Zeit als Mathematikerin.
Wissenschaftliche Erfolge und Ende der Laufbahn in Deutschland
Emmy Noether forscht weiter, hält anspruchsvolle Vorlesungen. Sie ist beliebt bei den Studenten, zieht die begabtesten jungen Leute in ihren Bann. Ihr Ruf als einer der bedeutendsten Neugestalter der Mathematik in internationalem Maßstab ist unbestritten.
1928/29 übernimmt sie für ein Jahr eine Gastprofessur in Moskau, wo sie auf gute Bedingungen trifft, wie sie später berichten wird. 1932 hält sie als erste Frau auf dem Internationalen Mathematiker-Kongress in Zürich einen Hauptvortrag mit dem Titel "Hyperkomplexe Systeme in ihren Beziehungen zur kommutativen Algebra und zur Zahlentheorie".
Infolge der Machtübernahme der Nationalsozialisten wird sie am 25. April 1933 "beurlaubt". Die Grundlage dafür ist das Gesetz zur "Wiederherstellung des Berufsbeamtentums", wobei Emmy Noether nie eine beamtenähnliche Position innehatte. Nach ihrem Aufenthalt in Moskau, ihren guten Kontakten zu russischen Mathematikern hält man sie für eine Marxistin. Sie soll Mitglied der USPD, später der SPD gewesen sein. Emmy Noether vertrat offen pazifistische Ideen. Fachkollegen und Schüler setzen sich für sie ein, aber am 2. September 1933 wird ihr endgültig die Lehrbefugnis entzogen.
1933: Emigration in die USA
Noch im gleichen Jahr erhält Emmy Noether eine Einladung nach Oxford und das Angebot einer Gastprofessur an das Frauen-College Bryn Mawr in Pennsylvania, USA. Sie entscheidet sich für die USA. Der Wechsel von anspruchsvoller Forschungstätigkeit an ein College bedeutet für sie eine gewaltige Umstellung. Schon bald, ab 1934 hält sie dann am Institute for Advanced Study in Princeton wöchentliche Vorlesungen. Hier arbeiten u.a. Albert Einstein und Hermann Weyl. Princeton wird zu ihrem zweiten Göttingen.
Sie fährt noch einmal nach Deutschland, hält Vorträge und ihre mathematischen Freunde kämpfen um eine Dauerstellung für sie. Dann löst sie in Göttingen ihren Haushalt auf.
Infolge einer Operation kommt es zu Komplikationen. Emmy Noether stirbt am 14. April 1935. Keiner ihrer Freunde und Kollegen hatte von einer Erkrankung gewusst.